Der oben beschriebene Spielstand hat auch einen Rechnerwechsel überstanden und läuft einigermaßen stabil auf Windows 10, bisher ist es mir zwei Mal abgestürzt. Der Spielstand Lastgame scheint dabei so etwas wie ein Autosave zu sein.
Das 1503-Spielgefühl hat sich sofort wieder eingestellt, die wuselige, detailreiche 2D-Grafik ist noch immer hübsch. Ja klar, wir sind verwöhnt mit 3D, First Person Kameras etc, aber dieses Spiel ist eben 20 Jahre alt.
Meine Spielwelt wird jetzt von knapp 21.500 Leutchen bewohnt, 1110 davon Aristokraten, mehr braucht man nicht für die Schönbau-Elemente, wobei ich noch nicht mal ein Schloß angefangen habe. Aber die feinen Pinkel sind so empfindlich, dauernd sind ihre Häuser eingestürzt. Die, die jetzt da sind, wollen auch bleiben. Und Kaufleute, denen man immer mal wieder eine Schiffsladung Seide liefert, bringen auch gutes Geld in den Staatshaushalt. Der erwirtschaftet ein Plus von ca. 6.000 Talern aus Warenverkäufen an die Bewohner und zwischen 8.000 und 10.000 aus Handel mit den Computergegnern. Zu Anfang waren es mal drei CGs, aber einer von denen hatte das Pech, auf meiner Insel zu sitzen. Da musste er natürlich runter und er konnte sich nicht mehr anderswo ansiedeln. Da gab es dann einen ersten Sieg und ein Video vom Triumphbogen, den ich gerade in den Siegesgarten gestellt habe. Für zwei weitere Triumphbögen ist dort auch noch Platz.
Den beiden anderen CG, Hilde von Drachenfels und Fürst Heinrich, habe ich nach und nach alle Inseln mit den Furchtbarkeiten für Gewürze und Tabak abgenommen, mein Monopol dafür mussten sie anerkennen und kaufen das Zeug jetzt bei mir. Das Monopol für Lampenöl hat mir zu Beginn noch nichts genützt, da haben die das einfach nicht nachgefragt. Aber es funktioniert in diesem Spiel: Wenn der CG bestimmte Resourcen nicht hat, muss er sie kaufen, wobei Baumaterial vom Venezianer kommt. Mittlerweole will zumindest Hilde auch mal etwas Lampenöl kaufen.
Der Venezianer hat noch immer seine hübsche, voll gestellte Miniinsel. Im Originalspiel konnte man die Venezianer angreifen und sogar die Insel zerstören. In der HE ist der Venezianer nicht mehr angreifbar. Auch die Funktion des Schiffeenterns hat man entfernt, wohl, weil die Wegfindung der Schiffe auf offener See solche Manöver kaum zuläßt.
Ich habe, neben den Anno-üblichen Beschäftigungen wie Felder anlegen, Häuser bauen und die Infrastruktur zur Versorgung der Bevölkerung hochziehen, immer wieder Krieg geführt, um den CG zum Kauf weiterer Waren bei mir zu zwingen. Eigenproduktion ist doch Mist, da macht man sich nur die Hände schmutzig...
Die Soldätchen beisammen zu halten ist mit jeder Menge Micromanagement verbunden. Wenn sechs Mann aus dem Schiff aussteigen, bleibt garantiert einer irgendwo hängen und muss nochmal einsteigen und wieder aussteigen um richtig auf der Kaimauer zu landen. Auch wenn ich die Gruppe vorher mit einer Nummer zusammengefasst habe (alle markieren, Ctrl+<Zahl> drücken, dann sind sie durch erneutes Drücken von <Zahl> aufrufbar), diese Nummer war nach dem Ausbooten vergessen und musste neu zugewiesen werden. Dennoch haben sie tapfer gekämpft und Hilde, als auch Heinrich sind auf ihre Hauptstädte und ein wenig Land darum herum begrenzt. Sie müssen jetzt fast alle Waren des täglichen Bedarfs bei mir einkaufen, zwei Schiffe werden dafür regelmäßig mit meinen Überschüssen beladen, sinnigerweise im Hafen von Überschussingen, wo alles landet, was auf der Hauptinsel Oberpframmern nicht mehr ins Lager passt.
Irgendwann schlägt auch ganz sicher das Militärlimit zu. Wo das genau liegt, weiß ich gar nicht, weil sich die Truppen über die ganze Inselwelt verteilen. Einige findet man in Schiffen wieder, andere bemannen Wehrtürme und wurden dort vergessen, wieder andere haben ihre Einheit verloren und stehen irgendwo rum. Dann schlägt die Stunde der Minimap. Die maximal vergrößern und über die Inselwelt scrollen. Grüne Punkte im Wasser sind Schiffe, die sollen da sein. Grüne Punkte an Land sind Militäreinheiten und die will man finden. Oder es sind Kanonen, deren Bedienmannschaft im Kampf gefallen ist. Sind es eigene Kanonen, kann man die entlassen oder mit einer neuen Bedienmannschaft aus der Burg bestücken und dann ist die Kanone auch wieder beweglich. Ist es eine fremde Kanone, kann man die auch mit einer Bedienmannschaft übernehmen oder mit Waffengewalt zerstören. Das ist nötig, weil im Umkreis von so einer Kanone nichts gebaut oder abgerissen werden kann.
Grüne Punkte auf der Minmap an Land können aber auch der Scout sein. Der kann, wie sein Name vermuten lässt, neu entdeckte Inseln erkunden und abbaubare Rohstoffe wie Eisen oder Salz dort entdecken. Seine Hauptaufgabe ist aber der Handel über Land. Meistens schleppt er mit seinem Grautier eine Ware zu eingeborenen Völkern und tauscht diese gegen eine andere Ware ein, die er dann wieder zurück ins Kontor bringt.
Bei mir sind das die Mongolen auf einer der nördlichen Inseln mit noch etwas Schnee und Eis an der Küste und die Beduinen im Süden.
Bei den Mongolen tauscht er Alkohol gegen Eisen und bei den Beduinen Salz gegen Gewürze. Mindestens die Mongolen erschlagen manchmal den Scout, wenn er ihren Kriegern zu nahe kommt. Die sind auch durch Diplomatie nicht zu besänftigen, also muss eine kleine Militäreinheit ausrücken, die Krieger töten und dann kann ein neuer Scout weitermachen. Die Beduinen lassen meinen Scout in Ruhe, der Handel floriert und eine Schiffsroute sorgt allein dafür, dass der Scout immer Tauschwaren hat und dass alles, was er eingetauscht hat, abtransportiert wird.
Bei den Schiffsrouten merkt man auch das Alter des Spiels. Die einzurichten ist eine wahre Klickorgie: Auf "Neuer Eintrag" klicken, auf die Boje "Routenpunkt setzen" klicken, zum gewünschten Kontor scrollen, auf das klicken und dann im zweigeteilten Lade- und Entlademenue bis zu acht Ladekammern be- und entladen und so weiter für jeden Routenpunkt. Das ging bisher in wirklich jedem Anno bequemer. Auch kann nur ein Schiff auf einer Route fahren und es gibt natürlich ein Schiffslimit von ich glaube 40 Stück. Die Verwaltung der Schiffsrouten findet im Kopf des Spielers statt, da gibt es keine Statistiken wie in Anno 1800. Man kann allerdings im
Annopool eine Excel-Liste herunterladen, um damit die Anno 1503 Schiffsrouten zu verwalten. Ich habe auch Bomis Ship and Soldier Tweaker heruntergeladen. Der soll in Savegames das Schiffs- und Soldatenlimit erhöhen können. Allerdings erkennt das gute Stück Software keine Savegames der History Edition.
Trotz allem hat 1503 für mich mehr als nur seinen Retro-Charme, das ist noch immer ein wirklich schönes Spiel. Wer in Anno 1800 von tausenden Items und komplexesten Produktionen und Bedürfnissen schier überrant wird, hier in Anno 1503 ist das ganz einfach: Nahrung, Salz, Stoffe, Leder, später Gewürze, Tabak, Lampenöl und Seide. Man kann es produzieren oder kaufen, braucht man mehr davon, muss man mehr produzieren, reicht es trotzdem nicht, ist wohl das Schiff zu klein.
Zum guten Schluss noch ein paar Bilder, an denen man auch merkt, wie alt das Spiel ist, Screenshots werden nämlich als Bitmap abgelegt.
Die Insel der Venezianer
Das Lager der Mongolen
Das Lager der Beduinen
Der Siegesgarten von Oberpframmern
Die Kathedrale von Oberpframmern